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26.10.2011

Baskischer Bombast-Hub

Der Raupenkran aus Ehingen sollte die komplette Gitterkonstruktion des Kuppeldaches der Sportarena in der baskischen Stadt Vitoria-Gasteiz heben und rund 200 Meter entfernt auf speziell dafür errichteten Pfeilern zu platzieren. In Spanien war der außergewöhnliche Kraneinsatz ein riesiges Medienereignis: Ein Luftbild-Zeppelin, ein ferngesteuerter Kamerahubschrauber sowie ein halbes Dutzend Radio- und Fernsehteams dokumentierten und übertrugen das Umsetzen des riesigen Stadiondaches.

Die alte, runde Sporthalle, in der die dortige Basketball-Mannschaft spielt, mit der beeindruckenden Gitterkuppel war zu klein geworden. Für die Vergrößerung der Kapazität von 10.000 auf gut 15.000 Zuschauer musste nun das Kuppeldach einem weiteren Tribünen-Ring weichen.

Ufo am Haken
Spannend war der Hub hauptsächlich in seiner ersten Phase: Der insgesamt 130 Meter lange Kranmast musste sich nach dem Anheben der Kuppel zunächst um einige Grad aufrichten, damit die ausladende Gitterkonstruktion über das Niveau der Stadionpfeiler gezogen werden konnte. 218 Tonnen Bruttolast bei einer Ausladung von über 70 Metern hingen schließlich am mächtigen Haken des LR 11350. Das Ganze sah aus wie ein Ufo.
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Achtung, Ufo-Alarm im Baskenland!


Der Raupenkran war dafür mit insgesamt mit 830 Tonnen Gegengewicht ausgestattet worden. Allein der Schwebeballast– auf 30 Meter Distanz zum Drehkranz gehalten – schlug dabei mit satten 600 Tonnen zu Buche.

Unmerklich langsam wurde die filigrane Kuppel mit ihrem imponierenden Durchmesser von 81 Metern und einer Fläche von über 5.600 Quadratmetern vom Gebäude abgehoben. Als die Last schließlich über der Sportarena hing, setzten sich die Raupenketten gemächlich in Gang: Kranfahrer Andrés Guerra begann feinfühlig mit dem Schwenkvorgang des Krans.

Knapp eineinhalb Stunden dauerte es, da hatte der LR 11350 die 80 Meter lange Strecke zurückgelegt, währenddessen um 180 Grad geschwenkt und dann seine empfindliche Last wieder vorsichtig und zentimetergenau abgesetzt. Eigens für die spätere Weiterverwendung der kunstvollen Kuppel war ein runder Pfeilerbau erstellt worden. Erleichtert und zufrieden mit der Durchführung der Operation zeigte sich Projektleiter Julio Herrero: „Nach dem Umsetzen der Kuppel haben wir nur minimale Verformungen der Gitterstruktur feststellen können.“

Gewaltiges Medienecho
Tags darauf wurde der eingesetzte Liebherr-Raupenkran in den spanischen Zeitungen als „Held des Tages“ gefeiert. Ebenso großen Respekt für das gelungene Unterfangen muss aber auch den beteiligten Statikern gezollt werden. Die auf Druck ausgelegte und auf Zug zu Deformation neigende Kuppel war beim Hub über Stahlseile an 24 Punkten angeschlagen. Die kompakte Lasttraverse, zwei Meter im Durchmesser, war speziell für diesen einen Hub konzipiert und angefertigt worden.

Ein technisch weniger aufwändiger Rückbau der Dachkonstruktion in Form einer partiellen Demontage galt von vorne herein als ausgeschlossen. Dadurch wäre das vor 37 Jahren gefertigte Meisterwerk – ein Wahrzeichen der Stadt und mit internationalen Architekturpreisen dekoriert – zerstört worden.
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Die Kuppelkonstruktion des alten Stadiondaches brachte über 200 Tonnen auf die Waage


Tandem tut’s nicht
Allerdings war ursprünglich geplant gewesen, die knapp 200 Tonnen schwere Gitterkuppel mit zwei Raupenkranen per Tandemhub zu entfernen. Dieses Vorgehen hätte jedoch deutlich mehr Platz beansprucht und somit aufgrund der notwendigen Verdichtung des Untergrunds für das Verfahren der Krane mehr Fläche der Parkplatzanlage zerstört. Insgesamt wären 320 Meter präparierte Wegstrecke hierfür benötigt worden.

Für den Einsatz mit dem LR 11350 musste hingegen auf nur etwa 80 Meter Länge die Asphaltierung aufgerissen, ausgebaggert und verdichtet werden. Die Berechnungen für einen Tandemhub waren auch daran gescheitert, dass keine symmetrische Traglastverteilung für ein Anschlagen von zwei Kranen gefunden werden konnte.

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