26.10.2015
Ohne Filter
Keine leichte Aufgabe wartete neulich auf einen Terex-Raupenkran vom Typ CC2800, alte 2001er-Ausführung: Der 600-Tonner sollte im finnischen Torf-Kraftwerk Toppila vier Filter wechseln. Das Problem dabei: Beim tatsächlichen Gewicht solcher Filter tappt man sowas von im Dunkeln, als würde man im Torf herumwaten. Klar war nur, dass die gewaltigen Filter 20 Meter hoch und 20 Jahre alt sind. „Gewicht und Zustand der alten Filter geben immer wieder Rätsel auf“, erklärt
Matti Simola, Logistikmanager beim finnischen Kranbetreiber Havator.
Als eines der größten torfbefeuerten Kraftwerke weltweit liefert Toppila 210 Megawatt elektrischen Strom und 340 Megawatt Heizkraft. Die vier gewaltigen Filter halten die Feststoffpartikel zurück, die bei der Torfverbrennung entstehen. Sie werden alle 20 Jahre ausgetauscht. „An den Filtern lagern sich im Allgemeinen
Staub, Rost und andere Fremdkörper ab, die das Gewicht beträchtlich erhöhen können“, so Simola weiter.
Auch wenn man grob mit 200 Tonnen rechnete, stand der mit 600 Tonnen Tragfähigkeit ausgestattete Gittermastraupenkran vor einer Herausforderung unbekannter Größe. Havator wählte zur Konfiguration des Krans dessen Schwerlast-Auslegersegmente, baute den 42 Meter langen Hauptausleger an und fügte einen 30-Meter-Wippausleger hinzu, um die erforderliche Hakenhöhe von 65 Metern zu erreichen.
435 Tonnen Ballast
Um die Tragfähigkeit des Krans zu erhöhen, beschwerte das Havator-Team den CC 2800 selbst mit 160 Tonnen Gegengewicht und legte weitere 275 Tonnen auf der Superlift-Traverse auf, deren Radius variabel ist. „Wir haben uns für den
Superlift-Gegengewichtswagen auf Rädern entschieden. Damit kann die Traverse beim Arbeiten mit dem Kran sanft vor- und zurückfahren“, erläutert Simola.
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Der CC 2800 von Havator im Einsatz am Kraftwerk in Oulo
Da das Platzangebot auf dem Kraftwerksgelände sehr begrenzt war, wählte Havator die
kurze Ausleger-/Wippausleger-Konfiguration und arbeitete mit einem relativ geringen Radius von 24 bis 27 Metern. „Beim Mindestradius in dieser Konfiguration bietet der CC 2800 eine Tragfähigkeit von 227 Tonnen sowie 205,5 Tonnen bei maximalem Arbeitsradius. Also haben wir
zusätzliche Reserven eingebaut, um das möglicherweise höhere Gewicht der gebrauchten Filter zu berücksichtigen“, fügt Simola hinzu.
Doch Gewicht war auch auf der anderen Seite ein Thema, Stichwort
Bodendruck. Damit die maximal zulässige – eigentlich geringe – Bodenlast von 15 Tonnen pro Quadratmeter auf keinen Fall überschritten wird, waren zusätzliche Anstrengungen nötig. „Wir mussten die Grenze der zulässigen Bodenlast präzise einhalten, da sonst eine Beschädigung der zahlreichen im Boden verlaufenden Rohrleitungen und Schächte drohte“, berichtet Simola. „Also deckten wir den Hub- und Fahrbereich mit mehreren speziellen Pontonplatten ab. Jede einzelne davon war 6,5 x 5 Meter groß und 60 Zentimeter dick.“
Zweieinhalb Wochen lang waren die zwei Kranfahrer plus Einsatzleiter und Funkeinweiser damit beschäftigt, die acht Hübe mit dem CC 2800 durchzuführen – vier zum Ausbau der alten Filter und vier zum Einbau der neuen. Daneben standen einige kleinere Hubarbeiten an. „Wir mussten die Filter über eine gewisse Strecke transportieren, sodass nur der Raupenkran infrage kam“, erzählt Simola. Die gebrauchten Filter wurden dann auf einen Spezialtransporter geladen und abtransportiert.
Der CC 2800 bewältigte den Aus- und Einbau der 20 Meter langen, 10 Meter tiefen und 20 Meter hohen Filter ohne Probleme. „Alles lief bestens“, stellt Simola mit Erleichterung fest. Anschließend wurde der Kran flott abgebaut, zurück auf die 15 Anhänger sowie drei Schwerlasttransporter verfrachtet und zum Einsatz an einer Windkraftanlage transportiert.
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