11.12.2015
Bronto wird japanisch
Der kanadische Konzern Federal Signal hat sein Geschäft mit Hubrettern und Industrie-LKW-Arbeitsbühnen, bekannt unter dem Namen
Bronto Skylift, an die japanische Morita Holdings Corporation verkauft. 80 Millionen Euro in Cash haben die Asiaten bezahlt. Noch im Laufe des 1. Quartal 2016 soll die Transaktion abgeschlossen werden.
Wer oder was ist Morita? Morita ist japanischer Marktführer für Feuerwehrgeräte und -equipment und fertigt Rettungsleitern, Hubretter, hat aber auch Recyclinggeräte und Müllfahrzeuge im Programm. Das Unternehmen wurde vor über hundert Jahren gegründet, 1907, und erzielt einen Jahresumsatz in der Größenordnung von 550 Millionen Euro. Bronto ist ein strategischer Zukauf, der den Japanern ein komplettes Hubretter-Produktsortiment für den weltweiten Markt einbringt und auch gleich die Türe, den Zugang dazu mitliefern soll.
Federal Signals Aufsichtsratschef
Dennis Martin sagt: „Wir freuen uns, diese Vereinbarung mit Morita bekanntgeben zu können, dank derer wir den Wert von Bronto im Sinne unserer Aktionäre maximieren können. Bronto hat über viele Jahre einen bedeutenden Beitrag zur Performance von Federal Signal geleistet. Nach den jüngsten Bronto-Zahlen und den Bemühungen, eine Trendwende herbeizuführen, halten wir den Zeitpunkt für gekommen, uns von dem Geschäft zu trennen.“
Und CEO Jennifer Sherman ergänzt: „Diese Transaktion ist insofern ein bedeutsamer Meilenstein für Federal Signal, als es unseren Ausstieg aus dem Geschäft mit Hubrettern und Konsorten markiert. Der Verkauf von Bronto wird es uns ermöglichen, mehr auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Zumal wir weitere strategische Zukäufe planen und unser Kapital effizient neu einsetzen wollen. Wir danken dem gesamten Bronto-Team sehr und sind zuversichtlich, dass mit Morita ein hervorragender neuer Eigentümer gefunden ist. Wir rechnen mit einem reibungslosen Übergang.“
Vertikal Kommentar
Das trifft uns unerwartet. Bronto als Ziel einer möglichen Akquisition war vor einigen Jahren mal ein Thema. Aber Eigentümer Federal Signal schien gewillt und entschlossen, das Unternehmen zu behalten. Und in vielen Quartalen haben die Ergebnisse von Bronto die sonst glanzlosen Zahlen des Mutterkonzerns aufpoliert. In den vergangenen Monaten hat es im oberen Management einige Personalwechsel gegeben, manche erschienen zunächst reichlich bizarr, doch jetzt klar. Im Rückblick gab es also eine Menge Anzeichen; nur haben wir sie nicht gesehen.
Der Deal sieht sehr gut aus für Morita und möglicherweise auch für die Beschäftigten, Kunden und Zulieferer von Bronto. Morita ist an der Börse notiert und verfügt über ein großes Portfolio ähnlicher und dazu passender Produkte. Das Kernstück dabei ist das Thema Sicherheit – Menschen vor Gefahren zu bewahren, wie es das Unternehmen selbst ausdrückt.
Neben Feuerwehrfahrzeugen und Feuerlöschern fertigt Morita auch Müllfahrzeuge und Recyclingequipment. Der Schritt hin zur sicheren Höhenzugangstechnik könnte eine gute Ausweitung des Produktangebots sein.
Bronto, das ein finnisches Unternehmen in japanischen Händen sein wird, hat mit Morita viel mehr gemeinsam als mit Federal Signal, was die Produktreihen anbelangt. In Sachen Produktionstechnik und Qualitätsmanagement können die Finnen, die sicherlich ein hochkarätiges Produkt fertigen, trotzdem noch dazulernen. Morita hingegen wird profitieren vom innovativen Engineering, vom starken Markennamen und der internationalen Aufstellung Brontos. Mit Bronto kann Morita der Schritt hinaus aus dem gesättigten japanischen Markt gelingen, zumal Morita einen großen Marktanteil im Heimatmarkt besitzt. Für einige seiner eigenen Produkte kann Morita so vielleicht auf das internationale Vertriebsnetz von Bronto zurückgreifen.
Die größte Heruasforderung für die Finnen wird darin bestehen, sich an die japanische Firmenkultur zu gewöhnen, die häufig langsam, verschlossen und japanzentriert wirkt. Wie dem auch sei – jede Firma ist anders, und Morita hat die Möglichkeit, von anderen japanischen Unternehmen mit vergleichbaren Erfahrungen zu lernen. Stichwort: Tadano. Die Japaner übernahmen vor gut 20 Jahren Faun.
Alles in allem handelt es sich um einen sher interessanten Schritt mit viel Potenzial. Wir sind gespannt.
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