20.10.2016
Manitowoc im steilen Sinkflug
Der US-Kranbauer Manitowoc, zu dem auch Grove mit seinem Werk in Wilhelmshaven gehört, hat jetzt seine vorläufigen Zahlen fürs 3. Quartal veröffentlicht. Demnach hat der Hersteller 350 Millionen Dollar umgesetzt, ein Minus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum.
Manitowoc rechnet mit einem Verlust von 134 Millionen Dollar, das wären vier bis fünf Mal so viel wie vor Jahresfrist, als das Minus 30 Millionen Dollar betrug. Diesmal kommen laut Manitowoc
77 Millionen Dollar an Abschreibungen auf „bestimmte Software-Vermögenswerte (primär ERP, Unternehmensressourcenplanung)“ sowie Restrukturierungskosten für den Umzug der Raupen- und Turmkranfertigung hinzu.
Aufgrund dieser Zahlen läge der Umsatz 2016 bislang bei 1,24 Milliarden Dollar und damit sechs Prozent niedriger als vor einem Jahr. Damals lag der Umsatz auch schon 20 Prozent unter dem Vorjahreswert. In den ersten drei Quartalen 2016 dürfte sich so ein Verlust von 220 Millionen Dollar angehäuft haben. Am 1. November will Manitowoc die definitiven Zahlen bekanntgeben.
Unternehmenschef
Barry Pennypacker sagt: „Neuaufträge und der Auftragsbestand sind im 3. Quartal zweistellig zurückgegangen, und dieser Trend hat auch im 4. Quartal angehalten. Infolgedessen haben wir unseren Produktionsplan für Mobilkrane bedeutend runtergefahren. Zusätzlich beschleunigen wir gerade den Umzug der Raupenkranfertigung nach Shady Grove und verringern die Zahl der Beschäftigten noch weiter wie auch die Kosten, die nicht mit dem Personal zusammenhängen. Außerdem legen wir bestimmte Mobilkran-Fertigungslinien im 4. Quartal vorübergehend still. Auch wenn dies den Bruttogewinn in der Jahresbilanz schmälert – wir glauben, dass wir dadurch in eine bessere Position gelangen, um unseren Cashflow im derzeitigen Marktumfeld zu bewerkstelligen. Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten im Krangeschäft hat das Unternehmen herausragende Fortschritte erzielt und investiert weiter in Neuentwicklung und Produktverbesserungen. Wir sind trotz alledem zuversichtlich für unsere Langfriststrategie, die darauf abzielt, bis 2020 eine zweistellige Umsatzrendite zu erreichen.“
Vertikal Kommentar
Diese Zahlen zu kommentieren, fällt schwer. Das einizige, was sich mit Sicherheit sagen lässt: Es sieht überhaupt nicht gut aus, allen voran bei den Neuaufträgen. Wir tippen, dass dies hauptsächlich Rough-Terrain- und LKW-Aufbaukrane betrifft. Diese Zahlen verdecken die guten Dinge, die sich derzeit in der All-Terrain-Kranentwicklung und im Turmdrehkrangeschäft tun.
Diesen steilen Abfall wieder aufzufangen und das Ruder wieder herumzureißen, dürfte eine Mammutaufgabe werden, zumal die umfangreiche Umstrukturierung noch nicht mal abgeschlossen ist. Vielleicht versucht Manitowoc auch, so viel schlechte Zahlen und Nachrichten in dieses Jahr zu packen, damit man 2017 wieder von vorne anfangen kann. Bis dahin heißt es: anschnallen und festhalten.
Das ist die klassische Strategie eines neuen Unternehmenschefs bei einem Turnaround.
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