26.02.2009
Zwiegespalten
Die Palfinger Gruppe blickt auf ein zwiespältiges Jahr zurück. Im ersten Halbjahr wurde noch ein zweistelliges organisches Wachstum erzielt. Im zweiten Halbjahr waren bereits die Auswirkungen des sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds deutlich spürbar. Die starke Ausgangsposition und die getätigten Akquisitionen ermöglichten dennoch das Umsatzwachstum von 14,3 Prozent auf 794,8 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2008.
Die Ergebnisentwicklung spiegelt laut Palfinger die Rahmenbedingungen stärker wider: Nach erfreulichen Ergebnissen im ersten Halbjahr konnte das operative Ergebnis im zweiten Halbjahr nicht weiter gesteigert werden. Das EBIT ging von 99,6 Millionen Euro auf 69,1 Millionen Euro im Jahr 2008 zurück. Dazu trugen die Bilanzierungsvorschriften bei Akquisitionen und die geänderte Gewichtung der Produkte innerhalb des Konzerns – vom Kran hin zu den hydraulischen Systemen – ebenso bei wie der Rückgang des europäischen Krangeschäfts im zweiten Halbjahr.
Im vierten Quartal 2008 musste Palfinger ein negatives Quartalsergebnis verbuchen. Dazu trugen neben der Geschäftsentwicklung die Impairmentabschreibungen und Sozialplankosten in Höhe von 6,4 Millionen Euro beziehungsweise 3,1 Millionen Euro bei. Ohne diese Effekte hätte das Unternehmen trotz der umgesetzten Kapazitätsreduktion auch in diesem Quartal ein positives Ergebnis erzielt.
Die immer noch zufriedenstellende EBIT-Marge von 8,7 Prozent nach 14,3 Prozent im Vorjahr ist unter dem Blickwinkel dieser Maßnahmen sowie der Akquisitionen zu sehen, die sich durch die Kaufpreisallokation und Integrationskosten negativ auf das Ergebnis auswirkten.
Das Jahr 2008 war gekennzeichnet von starker Akquisitionstätigkeit. Die Ende 2007 übernommene deutsche MBB-Gruppe machte Palfinger weltweit zur Nummer 2 bei Ladebordwänden. Sie trug 2008 mit 61,7 Millionen Euro zum Umsatz bei. Im August übernahm Palfinger den Hubarbeitsbühnenbereich der deutschen Wumag GmbH, im Oktober wurde mit der Akquisition von Omaha Standard das Produktportfolio in Nordamerika um regional spezifische Lkw-Aufbauten erweitert. Mit einem Umsatzbeitrag von 94,4 Millionen Euro trugen diese Akquisitionen deutlich zum Wachstum und zur weiteren Stärkung der Palfinger Gruppe bei.
Das umfassende dreijährige Investitionsprogramm, das zusätzlich zu den laufenden Ersatzinvestitionen Erweiterungsinvestitionen im Ausmaß von 80 Millionen Euro umfasste, wurde im Jahr 2008 abgeschlossen. Während 2007 der Schwerpunkt auf Kapazitätserweiterung lag, standen 2008 Rationalisierungspotenziale durch Prozessverbesserungen und weitere Qualitätssteigerung im Vordergrund.
Mit dem ersten Quartal 2008 schuf Palfinger ein neues Segment „Ventures“, in dem alle strategischen Initiativen des Konzerns gebündelt werden. Dies gewährleistet die Konzentration auf gezielte Nutzung von Wachstumschancen für das Unternehmen.
Die laufende Bereinigung des Auftragsbestands sowie der spürbare Rückgang der Marktnachfrage im Laufe des Jahres 2008 konnten laut Palfinger zunächst im Rahmen der flexiblen Strukturen des Unternehmens aufgefangen werden. Das sich verschlechternde Wirtschaftsklima veranlasste das Management nach dem Abbau der Leasingmitarbeiter im vierten Quartal zu einer Reduktion der Mitarbeiteranzahl, um für die erwartete Talsohle im Jahr 2009 gerüstet zu sein.
Für die 96 betroffenen Mitarbeiter der österreichischen Standorte wurde ein Sozialplan implementiert, für einen Großteil der österreichischen Mitarbeiter wurde darüber hinaus ab Januar 2009 bis auf Weiteres Kurzarbeit eingeführt. Diese Maßnahmen wurden unter der Annahme einer mittelfristigen Erholung getätigt, die Betriebsleistung kann rasch wieder um rund 20 Prozent erhöht werden.
Das Eigenkapital erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 309,8 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote beträgt 48,5 Prozent. Der Cashflow aus dem operativen Bereich betrug 32,6 Millionen Euro nach 53,0 Millionen Euro im Jahr 2007. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die gegenüber 2008 reduzierte Investitionstätigkeit, die Geschäftsentwicklung im Jahresverlauf sowie getätigte Ertragsteuerzahlungen zurückzuführen. Die gegenüber 2007 geringere Finanzierung der Firmenzukäufe aus dem operativen Cashflow führte zu einem Cashinflow aus dem Finanzierungsbereich. Dies schlägt sich auch in einem Rückgang des Free Cashflow von – 23,2 Millionen Euro auf – 39,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2008 nieder.
Der erwartete Geschäftsverlauf im Jahr 2009 ist vor dem Hintergrund der weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu sehen, wobei sich die gute regionale und produktseitige Aufstellung sowie die gesunde finanzielle Basis der Palfinger Gruppe in dem unsicheren Marktumfeld als wesentlicher Wettbewerbsvorteil beweisen, wird seitens des Unternehmens bestätigt.
Das Management geht davon aus, dass umsatzseitig Rückgänge im Kranbereich teilweise durch die getätigten Akquisitionen kompensiert werden. Ertragsseitig wird das Jahr 2009 jedoch das Niveau des Berichtsjahres 2008 deutlich verfehlen. Dazu trägt einerseits die Tatsache bei, dass die neuen Gesellschaften in Produktbereichen tätig sind, die von niedrigeren Margen gekennzeichnet sind als der Kranbereich. Andererseits wird sich die voraussichtlich weiterhin schwache Nachfrage nach Kranen auch im Ergebnis deutlich niederschlagen.
Im vierten Quartal wurde ein Projekt zur nachhaltigen Stärkung der Ertrags- und Finanzstruktur gestartet. Die wesentlichen Säulen betreffen Fixkosteneinsparungen, Prozessverbesserungen, Umsatzsteigerungen und Maßnahmen zur Reduktion des Capital Employed. Mögliche Stützungen von strategisch wichtigen Händlern und Lieferanten könnten die Kapitalbindung allerdings erhöhen. Vor diesem Hintergrund sowie angesichts sich bietender Akquisitionschancen wird an einer längerfristigen Ausrichtung der Finanzierungsstruktur gearbeitet.
Im Zuge dessen bereitet das Management derzeit eine Schuldscheinemission vor. Mit einem Volumen von 50 Millionen Euro soll sie zur langfristigen Refinanzierung bestehender kurzfristiger Verbindlichkeiten ebenso verwendet werden wie zur Nutzung weiterer Wachstumschancen. Das Interesse der Investoren bestätigt die Stärke und das Potenzial der Palfinger Gruppe. Zudem erwarb das Unternehmen vor wenigen Tagen einen 40-Prozent-Anteil an dem rumänischen Lieferanten Nimet Srl, der zurzeit rund ein Viertel seines Umsatzes mit der Produktion von verchromten Komponenten für Palfinger erzielt.
Herbert Ortner, Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG, zeigt sich dementsprechend optimistisch: „Wir können uns dem wirtschaftlichen Umfeld nicht entziehen. Aber unsere Stärke zeigt sich in vielen Chancen, die wir sehen und auch nutzen können. Abgesehen von der Anpassung der Strukturen und Prozesse an die weitere Marktentwicklung verfolgen wir das klare Ziel, weitere Marktanteile zu gewinnen und aktiv am Konsolidierungsprozess der Branche mitzuwirken.“
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