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18.03.2020

Branche trauert um Horst Felbermayr

Nach schwerer Krankheit ist Horst Felbermayr am Freitag, den 13. März 2020 verstorben. Die Branche der Schwergutlogistik und des Bauwesens trauert um einen großen Unternehmer. Der Firmenchef aus dem österreichischen Wels unweit von Linz prägte über rund 50 Jahre das Gewerbe, ehe er 2015 als Vorsitzender in den Aufsichtsrat wechselte und das operative Geschäft seinem gleichnamigen Sohn überantwortete.

Mit insgesamt etwa 2.700 Mitarbeitern und 67 Standorten in 19 Ländern gehört das Unternehmen heute zu den größten Schwergutlogistikern Europas. Doch 1967, als er zusammen mit seiner Gattin Gisela das Unternehmen seines Vaters Franz Felbermayr übernahm, war es noch recht ruhig auf dem damaligen Firmengelände in Wels zugegangen: Der Fuhrpark des 1942 gegründeten Unternehmens umfasste nur eine Handvoll Fahrzeuge, und auch die Anzahl der Mitarbeiter war noch recht überschaubar.

Zu dieser Zeit war die gemeinsame Tochter Elisabeth bereits auf der Welt. Doch Gattin Gisela verstand es hervorragend, trotz ihrer Rolle als junge Mutter, ihren Mann Horst Felbermayr in finanziellen Belangen zu unterstützen. So gelang es rasch, neue Geschäftsfelder im Tiefbau zu erschließen. 1970 wurde Sohn Horst geboren. Das Unternehmen hatte damals rund 30 Mitarbeiter. Somit hatte sich die Anzahl der Beschäftigten drei Jahre nach der Übernahme bereits verzehnfacht.

Mit der Gründung der ersten Zweigniederlassung in Grieskirchen kam dafür sein Halbbruder Franz als Geschäftsführer unterstützend in das Familienunternehmen. Dieser war auch mitverantwortlich für die Entwicklung des Geschäftsbereichs der professionellen Entsorgung von Baurestmassen und Müll mittels Absetzmulden. Den großen Unternehmenserfolg konnte er, der 1979 verstarb, leider nicht mehr erleben.

Mitte der 70er Jahre wurden erste internationale Schwertransporte durchgeführt. Im Geschäftsfeld Bau folgte die Spezialisierung auf Leitungsbau und Erdarbeiten, auch die lokale Schottergewinnung wurde forciert. Dabei legte Horst Felbermayr schon damals großen Wert auf Nachhaltigkeit und erhielt 1998 für die naturnahe Rekultivierung von Kieswerken den Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich.
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Horst Felbermayr senior


Wegweisend: 1989 folgte mit der Entwicklung eines Zwei-Wege-Krans zum Einsatz auf Schiene und Straße der Einstieg in die Hebetechnik. Dieses Geschäftsfeld wurde erfolgreich ausgebaut und umfasst heute eine Kran- und Bühnenvermietung mit mehreren tausend Geräten. Da gehört der Konzern zu den größten Vermietern im deutschsprachigen Raum, insbesondere im Bereich der Mobilkrane, wie die Top 20 von Kran & Bühne zeigt (ab S. 23).

Mitte der 90er Jahre wurde mit der Gründung eines Bereichs für internationale Tieflader-Bahntransporte die Weichen für trimodale Schwertransporte gestellt. So gelang es Horst Felbermayr mit dem Ankauf eines Firmengeländes der damaligen VÖEST in Linz, einen Schwerlasthafen zu erwerben. Schiene, Straße und Wasser: Die Vision trimodaler Schwertransporte wurde so Realität.

Anfang des neuen Jahrtausends nahm der Mittfünfziger so richtig Fahrt auf und drängte massiv auf den europäischen Markt. Es wurden Bereiche für Tief- und Spezialtiefbau gegründet, der Fuhrpark massiv erweitert und ein Bereich für Schwermontage installiert. Für diese unternehmerischen Leistungen erhielt Felbermayr 2004 das große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2006 folgte das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich. Bereits 1985 hatte Horst Felbermayr das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wels empfangen.

Trotz großer wirtschaftlicher Herausforderungen und enormer Risikobereitschaft hatte der gelernte Kfz-Mechaniker immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter. Er verstand es auch, diese von seinen Visionen zu überzeugen und auf Augenhöhe an seinen unternehmerischen Zielen teilhaben zu lassen.

Doch trotz aller Erfolge verlor Horst Felbermayr nie die Bodenhaftung, war sich immer der Leistung seiner Mitarbeiter bewusst. Zusammen mit Ehefrau Gisela gelang es dem Firmenchef, diese Eigenschaft „unternehmerischer Bescheidenheit“ auch an seine Kinder weiterzugeben. Heute leitet Sohn Horst Felbermayr junior zusammen mit seiner Frau Andrea das Unternehmen.

Im Jahr 2015 wechselte die Elterngeneration in den Aufsichtsrat. Tochter Elisabeth verantwortet die Immobilien des Unternehmens. Zusammen mit weiteren Geschäftsführern und den Mitarbeitern sind sie in dritter Generation für das Familienunternehmen verantwortlich.

Den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens legte Felbermayr senior noch im September vergangenen Jahres – mit dem Spatenstich für die neue Unternehmenszentrale; ein Mammutwerk, das 15 Jahre währte... Damit beschloss der erfolgreiche Unternehmer sein Lebenswerk.

Die Branche verliert mit Horst Felbermayr einen fairen Mitstreiter mit Handschlagqualität und das Unternehmen eine Leitfigur, die auch in Zeiten enormer persönlicher Belastung für Mitarbeiter und deren Anliegen da war.
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Die Unternehmerfamilie Felbermayr (v.l.) beim Spatenstich im September 2019: Ehepaar Andrea und Horst Felbermayr, Seniorchef Horst Felbermayr, Elisabeth Felbermayr-Schierl mit Seniorchefin Gisela Felbermayr

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