19.06.2012
TABS 2012: Der siebte Streich
Zahlen spielen machmal eine tragende Rolle: Am gut merkbaren 12.6.12 ging der
Tag der Arbeitsbühnensicherheit, kurz TABS, in die siebte Runde. Doch es war kein verflixtes 7. Jahr, sondern eine gelungene Ausgabe, die gegenüber den Veranstaltungen der Vorjahre deutlich zulegen konnte. Hundert Teilnehmer ließen sich die Tagung, die diesmal bei der Firma
Moba Mobile Automation in Limburg an der Lahn stattfand und von
Kran & Bühne-Chefredakteur
Rüdiger Kopf moderiert wurde, nicht entgehen.
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Rüdiger Kopf übernahm die Moderation der Veranstaltung
„Deutschland hat mit etwa 33.000 Geräten die drittgrößte Arbeitsbühnen-Flotte in Europa nach Großbritannien und Frankreich, aber die höchsten Mieteinnahmen“, informiert IPAF-Geschäftsführer
Tim Whiteman zu Beginn. Keine schlechte Voraussetzung also, um sich eingehender mit der Bedienung von Bühnen und der Technik dahinter zu befassen. Und keine schlechte Branche. Oder?
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Tim Whiteman
„Der TABS möchte den Sicherheitsgedanken weiterentwickeln“, so Whiteman. Sein Verband, die IPAF, scheint ihm Recht zu geben: „Ich erwarte, dass es nächstes Jahr eine halbe Millionen Leute mit PAL-Card gibt.“ Derzeit haben über 430.000 Menschen einen derartigen Ausweis – damit letzten Endes der richtige Mensch auf die Maschine kommt: nämlich derjenige, der sich damit auskennt.
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Gut hundert Teilnehmer verzeichnetet der siebte Tag der Arbeitsbühnensicherheit
„Wie verbinde ich Mensch mit Maschine?“, fragt sich
Reinhard Willenbrock in seinem Vortrag. Katapulteffekt, Hängetrauma, Tod sind Schlagworte mit Schockwirkung. Willenbrock zeigt gewohnt souverän, wie man sich als Bediener gegen viele Unfallgefahren absichern kann, indem man das richtige Sicherheitsgeschirr korrekt anwendet. Die IPAF hat hier Versuche mit einem Dummy im Arbeitskorb durchgeführt und so Erfahrungswerte für verschiedene Verfahren gesammelt.
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Reinhard Willenbrock demonstrierte verschiedene Sicherungssysteme, vom Ganzkörpergeschirr in Form eines Overalls bis hin zu Höhensicherungsgeräten
„Auch für Sicherheitsgeschirr muss man eingewiesen und geschult sein“, erinnert Willenbrock. Nicht empfehlenswert für die Sicherung in Auslegerarbeitsbühnen seien
Fallschutzleinen und Rückhalteleinen. Besser schneiden da laut Willenbrock schon
mitlaufende Auffanggurte mit beweglicher Führung beziehungsweise Bandfalldämpfer ab, allerdings müssen diese immer wieder neu eingestellt werden während des Arbeitens im Korb.
Höhensicherungsgeräten (mit energieabsorbierendem Elemenet) stellte er auch ein gutes Zeugnis aus, nur wiesen sie den Nachteil auf, dass sie oberhalb des Kopfes angebracht werden müssen – kein leichtes Unterfangen in einer Bühne, wie wir alle wissen. Kurzum: Er empfiehlt ein speziell für die Arbeit auf einer Hubarbeitsbühne zugelassenes Höhensicherungsgerät.
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Clemens Kube von der BGHM (Berufsgenossenschaft Holz & Metall)
Was zulässig ist und was zu lässig ist, das demonstrierte auch
Clemens Kube von der Berufsgenossenschaft Holz + Metall. Er setzte dabei auf Kopfbedeckungen, um die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten der Beteiligten zu veranschaulichen: vom Hersteller über den Bediener bis zum Staatsanwalt, der im schlimmsten Fall auf den Plan tritt. „Das einzig Gute an einem Unfall ist, dass man etwas daraus lernen kann“, filtert Kube das Positive daraus. Und er mahnt: „Erfüllen Sie Ihre Pflichten!“
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Der TABS 2012 stieß auf große Resonanz und erhielt viel Lob für alles
Doppelvortrag zum Arbeiten unter Spannung
Stefan Schürmann von Palfinger erläutert, wie das Sichten und Prüfen der Isolationsstrecken an Hubarbeitsbühnen abläuft und gibt auch Praxistipps. So müssen Isolatoren frei von Schmutz, Staub und Eis sein und dürfen weder mit dem Hochdruckreiniger noch chemisch gereinigt werden. Sonst kann die Spannung an dem Punkt überschlagen.
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Stefan Schürmann von Palfinger Platforms
Ähnlich spannend der Vortrag seines Kollegen
Kai Hoenig, der das Rüsten und Arbeiten unter Spannung bis 1.000 Volt erläuterte (Wechselspannung bis 1.000 Volt und nicht mehr als 60 Hz und Gleichspannung bis 1.500 Volt). „Einsetzender Regen heißt, die Arbeit unter Spannung womöglich zu unterbrechen.“ Ebenso kann zum Beispiel ein zu geringer Sicherheitsabstand zu anderen unter Spannung stehenden Teilen oder das Anfahren durch andere Verkehrsteilnehmer fatale Folgen haben.
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Kai Hoenig, ebenso von Palfinger, komplettierte das Double Feature zum Thema „Arbeiten unter Spannung“
Zum eigentlichen Thema der Tagung stoßen die beiden nächsten Redner vor:
Die Tücken der Elektronik. Der Anteil an Elektronik in Maschinen nimmt zu, damit steigt die Komplexität des Systems, beginnt
Alfons Horn, Moba-Vorstand
Forschung & Entwicklung seinen Beitrag. Auch er selbst wird regelmäßig zum Opfer der Elektronik.
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Alfons Horn, Vorstand Forschung & Entwicklung der Moba
„Einmal im Vierteljahr passiert es mir, dass ich nicht mehr aus dem Auto herauskomme. Dann hilft nichts mehr außer ‚Motor an, Motor aus‘.“ Von der Komplexität soll der Anwender, der Kunde eigentlich nichts mitbekommen – tut es aber in diesem Fall. Darum gelte es, die Ausfallwahrscheinlichkeit zu verringern. Am Beispiel
Neigungssensor für den Arbeitskorb zeigt Horn, wie eine zentrale Softwareeinheit alle sicherheitsrelevanten Aufgaben im System überwacht.
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Heiner Götzen von Euro Lift System (ELS)
Doch auch Schlamperei kann zu Ausfällen führen, wie
Heiner Götzen berichtet. „Die Wartung wird nicht immer richtig gemacht, sondern von manchem vernachlässigt. Wo die Wartung vernachlässigt wird, wird die Maschine anfälliger.“ Aber auch die elektrostatische Entladung oder die Reibung der Reifen zum Beispiel auf neuen Hochglanzböden könne elektronische Bauteile wie Platinen oder Schaltungen zerstören, warnt der Technische Leiter von ELS in seinem lebhaften Vortrag mit viel Praxisbezug.
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Ralf Hammesfahr schilderte Absturz-Szenarien – Beispiele aus seinem Arbeitsalltag als Sachverständiger
Von Fällen mit tödlichem Ausgang berichtet zum Abschluss der Sachverständige
Ralf Hammesfahr. „Bei einem Absturz aus drei bis fünf Meter Höhe landen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit im Rollstuhl“ – egal ob von der Leiter, von der Arbeitsbühne oder vom Gerüst. Vorsicht auch vor fallenden Gegenständen: Wenn ein Werkzeug wie eine Ratsche einem Arbeiter aus 100 Metern Höhe entgleitet, durchschlage sie den Helm des unten stehenden Arbeiters, so der gut und gekonnt vortragende Ingenieur. „Unfälle passieren nicht. Unfälle werden verursacht. Weil sie Ursachen haben,“ schreibt er den Zuhörern ins Stammbuch.
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Günther Schipper im Gespräch mit Matthias Morneweg, der genau wie IPAF, Resch-Verlag und Palfinger sein Angebot mit einem Stand präsentiert
Als Trend sieht Hammesfahr die abnehmende Nutzung von Leitern; mehr und mehr sehe man Arbeitsbühnen. „Hier gibt es noch viel Potenzial.
Sie sind in der richtigen Branche tätig!“ Das hören alle gerne.
Fazit
Viel Lob gab es für die rundum gelungene Veranstaltung – mit drei Bühnen draußen (Ruthmann, Palfinger und Power Tower) und bester Verpflegung drinnen. Das siebte Jahr des TABS erwies sich als verflixt gutes.
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Palfinger präsentierte die P 300 KS von Schmidt Neu-Isenburg
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Auch Ruthmann war mit einer Maschine vor Ort vertreten
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